"Wir wollen, dass die Vormachtstellung des PKW im Straßenverkehr gebrochen wird"

Rede von Simon Umbach, Landesleiter der Naturfreundejugend Hessen, auf der Auftaktveranstaltung der IAA-Demo in Frankfurt

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Die Klimakrise ist in vollem Gange und ihre Auswirkungen sind bereits heute spürbar. Uns bleiben noch wenige Jahre, das Ruder der Geschichte herumzureißen und einem Klimakollaps entgegenzusteuern.

Wenn wir bedenken, dass der Straßenverkehr für circa ein Viertel aller Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich ist, dann sollte doch vollkommen klar sein, welche Relevanz dieser Sektor für den Klimaschutz hat. Doch anstatt die Zeichen der Zeit zu erkennen, setzt die Autoindustrie weiterhin auf immer größere, schnellere, schwerere und folglich umweltschädliche Autos, die unsere Innenstädte verpesten.

Generell – auch abseits von Klima- und Umweltfragen – ist das Auto im 21. Jahrhundert ein vollkommen absurdes Verkehrsmittel. Private PKW werden durchschnittlich nur eine Stunde am Tag genutzt.  96 Prozent der Zeit stehen sie also still! Gleichzeitig nimmt ein Parkplatz circa zwölf Quadratmeter öffentlichen Raum in Anspruch: Für ein WG-Zimmer in der Größe würde ich in Frankfurt 300 Euro bezahlen.

Warum stellen wir so einen riesigen Anteil an unserer Verkehrsfläche kostenfrei zur Verfügung, damit dort 23 Stunden täglich ein Metallkoloss steht, der, wenn er denn mal fährt, ein lebensgefährliches Risiko für alle anderen Teilnehmenden am Verkehrsgeschehen darstellt?

Für uns ist ganz klar: Der private PKW hat ausgedient!

Dabei sollten wir aber nicht den Fehler begehen und uns das "wie" und das "wann" von der Autoindustrie diktieren lassen, wenn sie von bedrohten Arbeitsplätzen spricht. Durch Automatisierung, Digitalisierung und die Auslagerung von Zehntausenden Jobs zeigt die Autoindustrie, dass ihr ihre Belegschaft gar nichts bedeutet und dass die Warnung vor Arbeitsplatzverlusten lediglich ein Vorwand ist, um weiter Milliardengewinne auf Kosten von Mensch und Natur einzufahren.

Uns muss auch klar sein, dass wir entstehende Kosten einer Verkehrswende nicht auf dem Rücken derjenigen austragen dürfen, die aus einem Mangel an Alternativen auf einen PKW angewiesen sind.

Sondern wir müssen die Autokonzerne zur Verantwortung ziehen, die mittels Betrugssoftware schwerwiegende Gesundheitsgefährdungen in Kauf nehmen und – apropos schwerwiegend – statt kleiner Elektrowagen lieber weiterhin tonnenschwere SUVs in den Messehallen vorstellen.

Die Autoindustrie muss an den Kosten der Mobilitätswende beteiligt werden!

Und wir brauchen diese Wende, denn eines ist sicher: Durch private Konsumänderungen und persönliches Verhalten können grundlegende systemische Probleme nicht ausgeglichen werden.

Ein Wirtschaftssystem, das auf immer steigendem Wachstum, also stetig steigendem Konsum basiert, kann auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen nicht funktionieren. Solch ein Wirtschaftssystem kann grundsätzlich nicht ökologisch sein.

Und deshalb ist uns vollkommen klar: Wir brauchen eine radikale Verkehrswende als Teilantwort auf die Klimakrise und wir wollen, dass die Vormachtstellung des PKW im Straßenverkehr gebrochen wird.

Simon Umbach
Landesleiter der Naturfreundejugend Hessen
(auf der Auftaktveranstaltung der IAA-Demo in Frankfurt)